08.04.2025
In seinen einführenden Worten hob Christian Tschurtschenthaler, Vizepräsident der BRUNECK AKTIV GmbH und Hausherr des NOBIS hervor, wie treffend das Thema „Wohlstand ohne Wachstum?“ angesichts der aktuellen Entwicklungen der Weltwirtschaft gewählt sei.
Er begrüßte den Schweizer Ökonomen, Professor Mathias Binswanger, die Geschäftsführerin des Marmeladeherstellers Unterweger Früchteküche GmbH, Michaela Hysek-Unterweger und den Präsidenten und Gründer des Unternehmens Microtec Federico Giudiceandrea als Referierende des 19. Unternehmerforums Bruneck am Montag, 7. April 2025.
Binswanger beleuchtete die Geschichte des Wirtschaftswachstum, das es erst seit dem 20. Jahrhundert gibt und das wir seitdem als selbstverständlich ansehen, denn schließlich „sollen es unsere Kinder ja einmal besser haben“. Wir haben es tatsächlich besser, haben uns weiterentwickelt. So gesehen mache Wirtschaftswachstum glücklich und zufrieden, bringe aber auch Kollateralschäden. Denn glücksmäßig treten wir in den hochentwickelten Ländern auf der Stelle, so Binswanger. Es muss also nicht immer Maximalwachstum sein, denn bei Wohlstand durch Wachstum gehe es oft ausschließlich um die unbegrenzte Verfügbarkeit von Gütern und Dienstleistungen, ohne den sozialen Aspekt einzubeziehen. Ein Lösungsansatz könne beispielsweise der Mut zur Mäßigung sein, denn unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten sei ohnehin nicht möglich.
Einen Einblick in ihr Unternehmen mit 50 Mitarbeitenden in Osttirol, das sie 2010 mit dem Ziel übernommen habe, nicht zu wachsen, gab Michaela Hysek-Unterweger. Mittlerweile habe sie jedoch gelernt, dass wir das Wachstum brauchen, ein Wachstum, das sie vor allem mit Stabilität gleichsetzt. Sie setzt auf Diversifikation statt auf Expansion, auf Innovation und Partnerschaften, ist bestrebt das Maß zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit zu halten. Und Wohlstand bedeute für sie auch die Tatsache, an einem schwierigen Standort, der aber zugleich ihr zu Hause ist, produzieren und sich eben dort weiterentwickeln zu können.
Mathematisch analysierte Federico Giudiceandrea die Wachstumskurven, auch er mit einem sehr kritischen Blick auf den Wachstumszwang. Giudiceandrea mahnte, im ständigen Streben nach Wachstum vermehrt auf die Wissenschaft zu hören und zeitnah Bremsen einzuführen. Vordenken sei gefragter denn je, denn die Kollateralschäden des „Wachstums bis zum Kollaps“ seien ja hinlänglich bekannt. Unbedingt notwendig seien in diesem Zusammenhang auch vorausschauende politische Entscheidungen. Darüber waren sich die Referentin und Referenten einig, denn die Unternehmen seien meistens in der Wachstumsspirale gefangen.
Sowohl bei der Podiumsdiskussion als auch beim anschließenden Buffet, zur Verfügung gestellt von Bruneck Kronplatz Tourismus, hatten die zahlreichen Teilnehmenden Gelegenheit für einen Austausch mit den Referierenden und untereinander mit dem Ziel Impulse, Lösungsansätze, aber auch Fragen und Ideen zum Weiterentwickeln mit nach Hause zu nehmen.